Sie haben Schmuck geerbt und möchten diesen zum Verkauf anbieten? In solchen Fällen tauchen unweigerlich zahlreiche Fragen auf: Wie ermitteln Sie den wahren Wert? Welcher Verkaufsweg eignet sich am besten? Und wie vermeiden Sie es, Ihre Erbstücke unter Wert zu verkaufen? Mehr dazu, lesen Sie im folgenden Artikel.
Erste Schritte: Bestandsaufnahme und Wertermittlung
Bevor Sie konkrete Gedanken zum Verkauf entwickeln, sollten Sie zunächst einen präzisen Überblick über Ihre geerbten Schmuckstücke gewinnen. Beginnen Sie damit, ein detailliertes Inventar aller Stücke zu erstellen. Fotografieren Sie dabei jedes Teil aus verschiedenen Blickwinkeln und verfassen Sie möglichst genaue Beschreibungen. Achten Sie besonders auf Gravuren oder Markierungen, die wertvolle Hinweise auf den Hersteller oder die Materialzusammensetzung geben können.
Durchforsten Sie außerdem sorgfältig Ihre Unterlagen nach Echtheitszertifikaten, Kaufbelegen oder anderen Dokumenten, die möglicherweise mit dem Schmuck aufbewahrt wurden. Diese Papiere liefern oft entscheidende Informationen zur Herkunft und zum ursprünglichen Wert der Stücke. Wagen Sie anschließend eine erste grobe Einschätzung: Handelt es sich um Modeschmuck oder echte Werte? Bei Goldschmuck verraten Punzierungen wie „585“ oder „750“ den Goldgehalt (585 = 14 Karat, 750 = 18 Karat). Die Beurteilung von Edelsteinen gestaltet sich für Laien deutlich schwieriger. Zögern Sie aus diesem Grund nicht, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen, falls Zweifel bestehen.
Holen Sie sich eine professionelle Bewertung vor dem Verkauf ein
Ein fachmännisches Gutachten erweist sich besonders dann als sinnvoll, wenn Sie vermuten, dass es sich um wertvolle oder antike Stücke handelt. Doch auch bei moderneren Schmuckstücken bekannter Marken kann eine professionelle Bewertung den Verkauf erheblich erleichtern und absichern. Hier stehen Ihnen unterschiedliche Optionen offen:
– So bieten beispielsweise viele Juweliere eine kostenlose Ersteinschätzungen für den Verkauf an.
– Möchten Sie eine rechtlich belastbare Einschätzung, erstellen vereidigte Sachverständige gegen eine Gebühr detaillierte Gutachten, die auch vor Gericht Bestand haben.
– Alternativ bewerten Auktionshäuser Ihre Schmuckstücke im Hinblick auf den möglichen Auktionserlös und geben wertvolle Einschätzungen zur Marktlage.
Die Kosten für diese Bewertungen variieren in der Regel erheblich. Während Sie einfache Schätzungen bei Juwelieren oft kostenlos erhalten, müssen Sie für umfassende Gutachten je nach Umfang zwischen 80 und 300 Euro einkalkulieren. Achten Sie bei der Auswahl eines Gutachters unbedingt auf entsprechende Qualifikationen und Referenzen. Idealerweise sollte der Gutachter eine Vereidigung oder Zertifizierung durch eine anerkannte Institution besitzen, die für Seriosität bürg.
Die verschiedenen Wege zum Verkauf im Vergleich
Je nach Art und Wert Ihres Schmucks stehen Ihnen unterschiedliche Wege zum Verkauf offen, die jeweils spezifische Vor- und Nachteile mit sich bringen.
1. Direktverkauf an Juweliere und Goldankäufer
Der Verkauf an professionelle Händler punktet mit einer schnellen Abwicklung und sofortiger Bezahlung. Allerdings müssen Sie mit niedrigeren Preisen rechnen, da Händler ihre Gewinnmargen einkalkulieren. Besonders bei reinen Goldankäufern liegt der gebotene Preis häufig nur 10 bis 30 Prozent über dem bloßen Materialwert, was bei kunstfertig gearbeiteten Stücken deren wahren Wert kaum widerspiegelt.
2. Online-Marktplätze für Privatverkäufe
Plattformen wie eBay, eBay-Kleinanzeigen oder spezialisierte Schmuckmarktplätze ermöglichen Ihnen den direkten Verkauf an Endkunden. Dieser Weg verspricht potenziell höhere Verkaufspreise durch den Wegfall von Zwischenhändlern, erfordert jedoch mehr Eigeninitiative. Zudem müssen Sie mögliche Sicherheitsrisiken bei der Übergabe oder beim Zahlungsverkehr bedenken und sich mit Ihren Gewährleistungsverpflichtungen als Privatverkäufer vertraut machen.
3. Auktionshäuser und Spezialisten für Vintage-Schmuck
Für Schmuck bekannter Designer oder Juweliere sowie besonders wertvolle oder seltene Exemplare bieten Auktionshäuser oft die beste Verkaufsplattform. Sie berechnen in der Regel sowohl vom Verkäufer als auch vom Käufer Provisionen, die zusammen 20 bis 30 Prozent des Verkaufspreises ausmachen können. Doch der professionelle Rahmen und die gezielte Ansprache interessierter Käufer führen bei besonderen Stücken häufig zu überraschend hohen Erlösen, die die Kosten mehr als kompensieren.
4. Pfandleihhäuser als Alternative
Wenn Sie unsicher sind, ob Sie den Schmuck tatsächlich zum Verkauf anbieten möchten, stellen Pfandleihhäuser eine interessante temporäre Alternative dar. Sie erhalten eine Leihsumme und behalten die Option, den Schmuck später gegen Rückzahlung plus Zinsen wieder auszulösen.
So finden Sie den richtigen Preis
Der Wert von Schmuck wird durch ein Zusammenspiel verschiedener Faktoren bestimmt, die Sie bei Ihrer Preisfindung für den Verkauf unbedingt berücksichtigen sollten. Der aktuelle Marktpreis für Gold, Silber und Edelsteine bildet zwar eine solide Basis, doch aufwändige Handarbeit, komplizierte Fassungen oder besondere Techniken steigern den Wert erheblich. Hinzu kommt auch der Prestigefaktor. So erzielt beispielsweise Schmuck von renommierten Häusern wie Cartier, Tiffany oder Bulgari deutlich höhere Preise als vergleichbare Stücke unbekannter Herkunft.
Recherchieren Sie unbedingt aktuelle Verkaufspreise für vergleichbare Stücke, um eine realistische Preisvorstellung zu entwickeln. Online-Auktionsplattformen bieten Ihnen dabei die praktische Möglichkeit, abgeschlossene Auktionen einzusehen und den Markt zu sondieren.